Antisemitismus im Alltag: Die Gefahr der Verharmlosung und unsere Verantwortung

Antisemitismus ist leider auch heute noch eine reale und akute Gefahr, die unser gesellschaftliches Zusammenleben bedroht. Die jüngsten Vorfälle am Rande eines Fußballspiels in einer europäischen Metropole verdeutlichen, wie schnell aus Fan-Hass offener Judenhass werden kann. Hassparolen, Gewaltandrohungen sowie menschenverachtende Rufe gegen jüdische Menschen sind keine Randerscheinung mehr – sie dringen immer weiter in die Mitte der Gesellschaft vor.

Die Empörung über solche Vorfälle ist meist groß, doch nicht selten folgt nach erster Bestürzung eine gefährliche Relativierung. Aussagen, die das Geschehen als „Einzelfall“, „Ausrutscher“ oder „unpolitisches Fußballgehabe“ abtun, bagatellisieren den Ernst der Lage und nehmen dem Antisemitismus damit seine Dringlichkeit. Die eigentlichen Opfer werden so zum zweiten Mal getroffen: Einmal durch den Hass selbst, dann durch die mangelnde Solidarität der Gesellschaft.

Es ist dringend notwendig, die Mechanismen der Verharmlosung und Verdrängung zu durchbrechen. Der kollektive Wegschau-Reflex muss endgültig Geschichte sein. Es liegt in der Verantwortung jedes und jeder Einzelnen, Antisemitismus klar zu benennen, zu verurteilen und entschieden entgegenzutreten – nicht nur, wenn es Schlagzeilen macht, sondern auch im Alltag und ausnahmslos in jedem gesellschaftlichen Bereich.

Nur wenn wir gemeinsam Haltung zeigen, können wir verhindern, dass aus jüdischem Leben in Europa erneut eine Bedrohung wird – und der Hass weiter Raub an Sicherheit und Würde der Betroffenen nimmt. Die klare Botschaft muss lauten: Antisemitische Hetze hat keinen Platz – weder auf dem Fußballplatz noch irgendwo sonst in unserer Gesellschaft.